Das war zuerst die Idee. Daraus ist dann die Rundreise durch Südengland entstanden. Wir wollen das erste Mal mit dem Motorrad durch Cornwall, die Cotwolds, Wales, Peak District und natürlich London und freuen uns unbändig auf schöne Panoramarouten entlang der Küsten, enge Landstraßen, historische Burgen, malerische Fischerdörfer, englische Teestuben, urige Pubs und das wechselhafte Wetter. Und das Highlight zum Schluss wird der Besuch von ABBA Voyage in London sein.
21. Juni 2025. Sonnabend.
Tag 1. Unsere erste Fahretappe geht von Dresden bis Fulda, an einem Samstag bei sonnigen Temperaturen brauchen wir 8 Fahrstunden für die 370km auf Fernverkehrsstrassen. Am Abend sitzen wir mit unserem Freund Micha P. bei Schnitzel und Bier und schwärmen von alten Zeiten. Morgen wollen wir eine schöne Tour gemeinsam in die Eifel fahren.


Tag 2. Am Sonntag kann man auf den Strassen bis in die Eifel wunderbar cruisen. Unser Freund Micha begleitet uns bis Monschau. 27Grad sonnig.


Tag 3. Am Montag dann fahren wir 450km bis Calais, bei Windstärke 5 bis 6 mit Böen in Stärke 8 war das eine unheimliche Herausforderung. Wir kommen ziemlich erschöpft im Hotel an und schlemmern uns durch das Menü.

Tag 4. Am Dienstagmorgen wollen wir den Zug durch den Eurotunnel nehmen. Aber dazu muss man auch pünktlich sein, was uns beinahe nicht gelungen wäre. Mehrfach sind wir um das Terminal rumgefahren, ohne den Weg hinein zu finden. Freundliche Mitarbeiter am LKW-Terminal schickten uns weiter, auch die Hotelangestellten konnten kein Licht ins Dunkel bringen. Aber irgendwie haben wir dann doch noch hingefunden und konnten in den Zug einfahren. Das war wirklich nicht entspannt.



In Folkstone fahren wir aus dem Zug und machen uns auf die Strecke. Unterwegs machen wir noch eine Cafepause am Castle Bodiam und fahren dann schöne kleine Singletracks durch die High Weald National Landscape und den South Downs National Park bis Petersfield. Was für schöne Strecken, bin absolut überrascht. Wir übernachten in einem traditionellen Pub Trooper Inn. Bis 27Grad sonnig.

Tag 5. Am heutigen Mittwoch fahren wir zuerst nach Stonehenge, von Weitem ein Foto schiessen. Dann führt uns unsere Route nach Süden an die Küste bei Dorchester, hier sitzen wir am Strand und genießen die Sonne. Die letzte Etappe zur Unterkunft ist noch einmal wild, wir müssen mitten ins Gebirge, hier passen keine zwei Autos nebeneinander vorbei. Endlich erreichen wir den 20-Seelen-Ort Powerstock im Dorset National Landscape. Wieder haben wir ein tolles Zimmer mit Aussicht im urigen Pub Three Horseshoes. Zum Abendessen laufen wir in den Nachbarort, im dortigen Pub sind wir schon telefonisch angekündigt von unserem Gastgeber. 25 Grad sonnig.



Tag 6. Donnerstag. Nach einem typischen englischen Frühstück machen wir uns bei bedeckten Himmel auf den Weg Richtung Westküste. Unterwegs machen wir in Exeter Kaffeepause am schiefen Haus und genießen die fantastische Aussicht im Dartmoor National Park. Im Tante Emma Laden erstehen wir Postkarten und erholen uns, inzwischen bei Sonnenschein, bei Kaffee und Kuchen. Um 17 Uhr kommen wir im wuseligen Küstenort Tintagel an und checken im The Cornishman Inn ein. Natürlich Abendessen im Pub, danach machen wir eine Wanderung zum Tintagel Castle, vorbei an Church und Bridge. Wieder zurück im Pub, sitzen wir gemütlich beim Absacker. 23 Grad, erst bedeckt, später sonnig.






Tag 7. Freitag. Pausentag in Tintagel. Da ist Zeit für eine Wanderung am coast path. Danach noch einmal durch den Ort schlendern, Kaffee trinken, Ausruhen.

Tag 8. Samstag. Zum Frühstück ist es noch total neblig, als wir dann in voller Klamotte am Motorrad stehen, ist es schon sonnig. Heute fahren wir Richtung Nordosten zum Exmoor National Park. Ziel ist der Küstenort Minehead, ein typisches viktorianisches Seebad. Minehead ist die Endstation der West Sommerset Railway, der Museumsbahn in der englischen Grafschaft Somerset.
Einer unserer Pausenstops ist bei den Tarr Steps, der mittelalterlichen Steinplattenbrücke im Exmoor National Park. Hier liegen 17 Sandsteinplatten ca. 1m über dem Wasserspiegel lose auf Pfeilern und überbrücken 55m. Drüben gab es dann für uns beide ein leckeres Eis.


Im The Beach Hotel angekommen, öffnet sich aus unserem Zimmerfenster der Blick auf den Strand. Trocken und sonnig bei 23 Grad.




Tag 9. Sonntag. Es geht durch die Cotswolds, eine Region im Südwesten Englands, ein Gebiet von ausserordentlicher natürlicher Schönheit (AONB). Da hab ich mir ein relaxtes Fahren auf leeren Strassen vorgestellt. Weit gefehlt. Heute war anscheinend alles auf der Strasse, was Räder hatte. Und in den wunderschönen kleinen Orten in den Cotswolds, wie Lacock, Chippenham, Tetbury, Burford, Bibury, Bourton-on-the-Water, The Slaughters steppte der Bär. Wo wir auch hinkamen, überall wimmelte es von Menschen, die Strassen waren voll und es gab immer mal einen Stau. Kein schönes Fahren heute. Aber die Häuser links und rechts der Strasse waren sehr schön anzusehen. Morgens 20Grad bedeckt, nachmittags 29Grad sonnig.




Tag 10. Montag. Heute verlassen wir den Cotswold District und fahren westwärts nach Wales. Gegenüber gestern haben wir heute wunderbare Stassen unter den Rädern und tolle Landschaften im Vorbeifahren zu bestaunen. Natürlich dürfen zwei oder drei alte Castle nicht fehlen, aber hauptsächlich wollen wir heute die Brecon Beacons durchfahren, eine Bergkette im Südosten von Wales. Wir kommen zügig voran und sind dann schon 16Uhr mitten im walisischen Hinterland mit angenehmer Versorgungslage, gerade öffnet das Pub. Nach dem Abendessen sitzen wir mit den Wirtsleuten am Tresen und lassen uns Tips für die morgige Route geben. Angenehme 23Grad, sonnig und trocken.

Skenfrith Castle,
gehört zu den sogenannten Three Castles, die als Burgendreieck im Mittelalter die Grenze zwischen Wales und England sicherten

Carreg Cennen Castle,
Burgruine in Carmarthenshire in Wales


Tag 11. Dienstag. Heute machen wir eine Castle-Tour in den Süden von Wales. Wir schaffen sechs Burgen, dann ist der Tag zu Ende. Die letzte Stunde fahren wir im einziehenden Nebel durch das Tal. Als wir gegen 17Uhr in unseren B&B einfahren, freuen wir uns auf ein leckeres Getränk im Pub. Den ganzen Tag bedeckt, anfangs 18Grad, später 21 Grad, zuletzt 15Grad.






Carmarthenshire in Wales. Die Ruine ist wegen ihrer Verbindung zu dem walisischen Dichter Dylan Thomas bekannt.

Tag 12. Mittwoch. Heute gehts auf zum Strand. Erst noch zwei Castle anschauen, die auf dem Weg liegen, dann in ein Cafe einkehren und für mich ein paar schöne Ohrringe erstehen, dann verbringen wir den Rest des Tages am Llangrannog Beach an der keltischen See bei super Sonne und 18Grad. Ein wunderbarer Tag zum Ausruhen, ehe es morgen weiter in den Norden geht.



Tag 13. Donnerstag. Weiter nach Nordwales. Was ist das heute für eine tolle Strecke. Wir fahren mindestens eine Stunde Single Track Roads zum Llyn Brianne Staudamm und nur ein einziges Auto kommt uns entgegen. Danach 25% rauf zum Devil’s Staircase und wieder runter, hier ist es ziemlich eng, nur gut, dass wir auch hier allein unterwegs sind. Die restlichen 200km geht es vorwiegend mit 90kmh voran auf super ausgebauten Landstrassen. Im Eryri N.P. sieht es aus wie in Österreich. Phantastisch. Die Tour endet heute in Wrexham im The Lemon Tree. 17 bis 20 Grad sonnig und trocken.





Tag 14. Freitag. Wir starten bei 17 Grad und Sonne Richtung Westen. Heute haben wir eine Runde durch den Eryri-Nationalpark geplant und kommen am Nachmittag nach Wrexham zurück. Zwei Kaffeepausen, einige Fotostopps, wenige Regentropfen und vor allen viele Windböen später schwenken wir glücklich wieder im The Lemon Tree ein.




Tag 15. Sonnabend. Wir fahren von Wrexham in Wales ostwärts mit einer Runde durch den Peak District. Hier haben wir das zweite Mal in unserem Urlaub Regen, wenn auch nur 2 Stunden. Danach klart es wieder auf 25Grad sonnig auf. Auf dem Weg suchen wir noch im Sherwood Forest nach Robin und finden ihn! Dann reiten wir in unserem B&B nahe Nottingham ein.





Tag 16. Sonntag. Es geht nach London. Leider regnet es heute bei 22°in Strömen, wie wir es bisher NICHT vermisst haben, beginnend zum Frühstück. So fahren wir heute Autobahn, ungefähr zwei Drittel der Strecke im Regen. Deshalb sind wir schon 13Uhr am IBIS Hotel in Canary Wharf. Heute erkunden wir die Isle of Dogs, spazieren durch den Greenwich Foot Tunnel, schlendern den Thames Path entlang, essen eine 800° Pizza im Canary Wharf und bewundern in kurzen Abständen die Skyline der vielen neu gebauten Wolkenkratzer.




Tag 17. Montag. In London. Mit dem Bus in die City, Kings Cross 9 3/4, London Bridge, Tower Bridge und mit dem Boot zu Canary Wharf zurück. Dort in Londons bestes Dumpling Restaurant. Sonnig bei 21°. Am Abend dann zu ABBA Voyage.



Tag 18. Dienstag. Wir verabschieden uns von London und von England, fahren über Canterbury nach Folkstone zum Zug durch den Eurotunnel. Überraschend war, dass wir heute mit Canterbury das schönste kleine Städtchen unserer Reise gesehen haben und das erst am letzten Tag. Unser Tip, bei einer Reise nach England unbedingt Canterbury mit ansehen, die Kathedrale und auch die vielen kleinen Gassen mit mittelalterlichem Charme. Die Straßen von Canterbury sind definitiv ein Erlebnis für sich. Beim Schlendern durch die engen, oft kopfsteingepflasterten Gassen fühlt man sich in vergangene Zeiten versetzt.
Der anschliessende Transfer mit dem Zug von Folkstone nach Calais klappte problemlos und weil wir mehr als rechtzeitig am Checkin waren, konnten wir schon fast anderthalb Stunden früher durch den Tunnel. Deshalb hatten wir hintenraus noch Zeit für den Strand am Ärmelkanal in Calais. Sonnig bei 21°.





Und nach einem leckeren Abendessen haben wir sie entdeckt. Den Urheber meiner juckenden Hautausschläge. Ungewollt habe ich meine Taschen auf dem Bett ausgeschüttet, da flitzte sie davon. Aber Micha hat Sie trotzdem entdeckt, die Bettwanze, im Anschluss haben wir noch zwei Stunden Taschenkontrolle gemacht.
Tag 19. Mittwoch. Auf der heutigen Route von Calais nach Renesse in den Niederlanden haben wir in De Haan direkt an der Strandpromenade pausiert und dabei belgische Waffeln probiert. Sehr lecker. Später kamen wir durch den Westerschelde-Tunnel und am Oosterschelde-Sturmflutwehr vorbei. In Renesse legen wir morgen einen Pausentag ein. Sonnig bei 24°.



Tag 20. Donnerstag in ‘t Klokje. Strandtag in Renesse mit Cocktails am Strandpavillon. Sonnig bei 22°.


Tag 21. Freitag. Route von Renesse in den Niederlanden nach Marl in Deutschland. Die ersten zwei Drittel der Strecke fahren wir Autobahn, in den Niederlanden sind dabei 100kmh Höchstgeschwindigkeit. Viel zu sehen gäbe es über Landstrasse ohnehin nicht und es wäre ein ewiges Geschleiche auf meist einer Spur mit Überholverbot. Auf deutscher Seite wechseln wir die Route dann auf kurvig, aber nördlich vom Ruhrgebiet finden wir keine schönen Motorradstrecken, da geht es einfach durch die kleinen Ortschaften. Bei durchgängig 23° Sonne kommen wir wohlbehalten in unserer heutigen Unterkunft im amerikanischen Style an und freuen uns auf eine Currywurst.


Tag 22. Sonnabend. 18° und bedeckt. Transfer vom Ruhrgebiet in den Harz. Zuerst fahren wir 120km Autobahn, um schnell aus dem Autobahngürtel des Ruhrgebietes herauszukommen, dann folgen 200km wunderbare Landstrassen, kurvig, schnell und leer. Drei Baustellen mit Vollsperrung erwiesen sich dann doch mit Motorrad durchfahrbar. Durch das Weserbergland bis Göttingen schaffen wir es trocken, dann sitzen wir den Regen beim Cafe aus und haben nur noch wenige Kilometer bis zum Ziel. Heute sind wir in der Wolfsbachmühle in Hohegeiß untergekommen.


Tag 23. Sonntag. Der letzte Tag der Heimreise ist angebrochen. Zuerst noch 100km schöne kurvige und leere Strecken durch den Harz, mit dabei meine Lieblingsstrecke bei Treseburg. In Sangerhausen fahren wir auf die Autobahn, die 100km bis zum Pfarrcafe am Störmthaler See sind schnell geschafft. Hier machen wir immer Pause, wenn unsere Route an einem Wochende bei Leipzig vorbeiführt, es ist einfach super gemütlich dort. Von hier aus geht es die letzten 100km auf Landstrassen bis nach Hause, sonntags ist das ein tolles Fahren. Wir sind trocken geblieben, bei 16 bis 23 Grad war heute alles dabei.
Über die gesamte Reise sind wir 5.340 km gefahren, hatten nur 2 Stunden starken Regen und 3 Stunden leichten Regen. Im Schnitt waren es 18 bis 23 Grad, sonnig, manchmal etwas bedeckt. Wir hatten also wirklich Glück mit dem Wetter. Übernachtet haben wir in Pubs, Guesthouses, Mittelklassehotels, wobei das Urlauberhotel in Renesse (Niederlande) das Beste war.
Was hat das alles so gekostet? Pro Person haben wir für 1.200€ übernachtet (55€/Nacht), haben für 350€ getankt (15€/Tag), sind für 140€ durch den Eurotunnel gefahren, haben ca. 1.000€ für Essen ausgegeben (45€/Tag). So ungefähr 120€/Person/Tag für alles, wenn man kalkulieren muss. England ist kein preiswertes Urlaubsziel, gefühlt ist alles 25% teurer als in Deutschland. Aber das haben wir ja gewusst und es war es wert. Es war eine tolle Reise und ja, die Show von ABBA Voyage war der Höhepunkt.


